Goldene Wasserhähne in Papageienform, seidige Teppichböden in 232 Farbnuancen, Leitern aus Carbon und Swimmingpools, deren Konturen dem Buchstaben eines Vornamens folgen. Alles, was man sich auch nur im Entferntesten auf einem Schiff vorstellen kann, kann man bei der Monaco Yacht Show bestaunen. Dicht an dicht liegen die Jachten an diesem Septembertag im schlierigen Meerwasser. Manche sind riesig, andere noch größer. Dazwischen wuseln Schiffsbroker und Hostessen herum, Salesmanager und Jacht-Coaches. Die Männer in weißen Hemden und tadellose Mokassins, die Frauen in kurzen Röcken und hohen Schuhen.
Die Monaco Yacht Show ist eines der größten Branchentreffen der Welt. Alles da und noch vieles mehr. Nur eines nicht: die Bediensteten. Köchinnen, Reinigungskräfte, Stewardessen, Polierer und Techniker sind nicht zu sehen. Wer die glänzenden Schiffe besichtigt und nach den Angestellten fragt, hört für diese spätmorgendlichen Stunden erstaunlich häufig: "Die schlafen gerade und sollten nicht gestört werden."
Wahrscheinlicher ist, dass man diese profane Seite der Branche nicht so gerne ausstellen will. Schließlich ist das Losgelöstsein von der normalen Welt arbeitender Menschen das wohl stärkste Verkaufsargument für eine Jacht. Die Milliardäre wollten unter sich sein, erzählen die Verkäufer, draußen auf dem Meer. In diesen Zeiten offensichtlich mehr denn je. Das Geschäft boomt, die meisten Händler führen lange Wartelisten, auch wegen fehlender Materialien für das Schiff, aber vor allem wegen des Ansturmes. "Mindestens 18 Monate müssen Sie schon warten, wenn Sie heute eine Jacht bestellen", sagt Jim, der sich als Jacht-Broker vorstellt und aus Shanghai eingeflogen ist. Jedes Mal, wenn er wieder in Monaco ist, ist die Branche wieder gewachsen. Auf der Messe rechnet man nicht in Stückzahlen, sondern in Marktwerten. Dieses Jahr soll der Gesamtwert der auf der Messe präsentierten Jachten noch höher liegen als 2021, vermutlich also im zweistelligen Milliardenbereich.
Die weltweite Energiekrise ist im Fürstenstaat nicht zu spüren, von Armut merkt man ohnehin nichts. So ist Monaco der perfekte Ort für eine Jachtmesse, die mitten im Ukraine-Krieg, in der Inflations- und Energiekrise reichlich deplatziert wirkt. Immer wieder wird einem versichert, dass die russischen Kunden immer noch solvent seien. Und wenn doch mal jemand ausfällt, lege man die gemeinsamen "Projekte" eben auf Eis.
Um an Bord eines der teuren Schiffe zu gelangen, muss man eine Führung mit einem Broker ausmachen – und seine Sneaker abstreifen. Über die polierten Böden an Bord darf man nur barfuß schreiten. Trotz allem individuellen Prunk und Protz erweisen sich die Schiffe im Innern als sehr ähnlich konstruiert. Die Suite der Besitzer findet sich auf dem obersten Deck, mit Bad, Ankleideraum und häufig zwei separaten Toiletten – eine für die Dame, eine für den Herren. Die zahlreichen Außendecks sind nahezu gänzlich mit schweren Matratzen belegt, die Gästezimmer meist in Marmor ausgekleidet, und im Diningroom thront häufig eine beeindruckende Skulptur auf dem Tisch, unbedingt ein Unikat.
Weiter unten parken die Tenderboote und Jetskis in versteckten Garagen. Die größeren Schiffe bieten außerdem Helikopterlandeplätze und Swimmingpools oder wenigstens einen netzbespannten Kubus, der ins Meerwasser gelassen werden kann, um badenden Gästen die Angst vor Fischen oder Algen zu nehmen, die offenbar sehr verbreitet ist.
Umwelt- und Klimaschutz, so sagen es die Angestellten ungefragt am Check-in, seien heutzutage das Wichtigste. Sie verweisen auf den "Nachhaltigkeitsschwerpunkt", den die Messe auch dieses Jahr wieder im Programm hat. Auf Jachten mit elektrischen Jetskis an Bord oder Haushaltsmaschinen, die mit Solarpaneelen auf dem Dach betreiben werden. Das ist in etwa so klimafreundlich wie ein Flughafen, der Elektrobusse zwischen den Terminals fahren lässt. Aber diese Art von Widerspruch passt zu Monaco, wo andauernd das Engagement Prinz Alberts für das Meer gelobt wird – für dessen Erhalt hatte er einst eine Stiftung gegründet –, gleichzeitig aber sechs Hektar fürstliche Küste mit Beton zugießen lässt, um Platz für weitere Luxusvillen zu schaffen.
Diese exklusive Gesellschaft verheizt die Ressourcen dieser Erde, während der Rest der Menschheit sich zurück nimmt.
Fahrverbote in Städten für Normalbürger sind angesichts dieser Rücksichtslosigkeit aus Eitelkeit nicht zu verstehen. Hier werden Erden verbrannt, um Egoismen zu bedienen.
Ich war im Sommer bei Schwiegereltern in Frankreich. Wir haben einen großen Pool. Ernsthaft, die Kinder freuen sich natürlich, aber ich hatte Pool-Scham. Zumal das Wasser dort echt teils knapp ist. Es gibt da behördenseitig Regeln, was das Füllen bzw. verbrauchen angeht. Schwiegereltern nutzen ihn nicht. Ich bin zu selten da. Wir bauen ihn bei Zeiten zurück. Selbst wenn ich nicht mehr wüsste wohin mit dem Geld. Ich könnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, für mich, für so viel Mammon, so viel Geld zu "verbrauchen". Das ist Perversion. Für mein Dafürhalten. Möchte aber nicht belehren oder bekehren. Ich nur meine Meinung.
Sehen Sie es mal von der Seite jener Leute, die diese Yachten und Pools bauen, sie pflegen und dort arbeiten. Diese Menschen verdienen gutes Geld nur deshalb, weil manche reichen Menschen ihr Geld nicht nur horten, sondern es ausgeben, damit andere davon ihre Familien ernähren können.
Wenn man jeder neu gebauten Yacht die Auflage machen würde, dass sie einen Antrieb mit nachhaltigem Treibstoff, sei es E-Fuel oder Wasserstoff, hat, dann würden diese reichen Menschen doppelt für ihre Mitbürger sorgen. Zum einen schaffen sie gut bezahlte Jobs und zum anderen sorgen sie mit ihrem Bedürfnis nach Luxus dafür, dass neue nachhaltige Technologien einen Markt bekommen, und dann später für jedermann erschwinglich werden.
kommt der Schampus aus der Champagnerdusche eigentlich besser trinkkalt oder duschwarm? wie handhabt ihr das?
Undogmatisch. Wir haben zwei Champagnertanks in unserer Dicken: einen kalten und einen warmen. Die Mischbatterien dafür sind vergoldet, die fürs Wasser platinbeschichtet: so kommt es selbst nach reichlich Champagnerkonsum eigentlich nie zu Verwechslungen. • In unserer Lady war dafür leider nicht genug Platz. Aber seit wir die Dicke haben, sind wir nur noch ganz selten auf der Lady. Von daher geht es eigentlich ganz gut. Man muss die Lady deshalb ja nicht gleich abstoßen. Zum Glück haben wir das Geld.
War da etwas mit Energiekrise und Erderwärmung ? Nee, ist wohl eine Fatamorgana am Horizont .....
Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung sieht eine "ambitionierte Power-to-Liquid-Quote" für die Luft- und Schifffahrt vor, d.h. Einsatz von E-fuels auf Basis erneuerbarer Energien. Mit dieser Schiffsklasse kann ja schon mal angefangen werden, Quote 100%.
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