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Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler
Sonst in den Details in der Sankt Antonius geweihten „Santo“ in Padua kaum zu sehen, nun in Berlin: Donatellos spektakuläres bronzenes „Kruzifix“ aus dem Paduaner Dom, 1443/44. Bild: Museo Antoniano
Marmor, Stein und Terrakotta spricht: Eine Berliner Ausstellung zeigt, dass Renaissance auch Unergründlichkeit und nie ganz aufzulösende Spannung bedeutet. Donatello ist der Begründer dieser Formenwelt.
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S ich als „Erfinder der Renaissance“ zu bezeichnen, wie Berlin die erste Donatello-Ausstellung in Deutschland in der Gemäldegalerie am Kulturforum bewirbt, wäre dem Florentiner Bildhauer des fünfzehnten Jahrhunderts nie eingefallen. Zwar wurde Donato di Niccolò di Betto Bardi als Sohn eines Wollkämmers in Florenz als Kapitale der Renaissance schon 1386, also noch im vierzehnten Jahrhundert Dantes und Petrarcas geboren. Doch beginnen die ersten nachweisbaren Werke erst 1408, zu einem Zeitpunkt, als Giotto, Ghiberti oder Brunelleschi bereits zentrale Werke der Renaissance geschaffen hatten. Doch geschenkt der zu großsprecherische Untertitel. Ohne Zweifel ist Donatello einer der größten Bildhauer der Renaissancekunst, und erstaunliche neunzig Werke aus aller Welt bezeugen das in Berlin. Alle Hauptwerke sind da – und wo sie ortsfest wie die Judith in der Florentiner Loggia dei Lanzi oder die Propheten am Dom sind, zeigt man zumindest Echos von ihnen. Was aber nicht einmal Florenz hat: Aus dem Dom zu Padua, wo der Künstler von 1453 bis 1454 arbeitete, stammen das prächtig wimmelnde Altarrelief des „Eselswunders“ sowie das ein Meter achtzig große Lettnerkreuz, beide aus Bronze.
Was Donatello auszeichnet, ist seine Variationsbreite und sein kontraintuitiver Umgang mit dem jeweiligen Bildhauer-Material. Harten Marmor macht er zu schwerelos wirkendem Wolkenstein, etwa in der tatsächlich so genannten „Wolken-Madonna“ oder im Hintergrund der „Pazzi-Madonna“ von 1422, auf der die eigentlich aus Holz zu denkende Vertäfelung eines Innenraums durch die zart bläulichgraue Äderung des verwendeten Carrara-Marmors wie ein luftiges Sfumato in einer nach hinten weit geöffneten Landschaft wirkt. Die griechisch perfekt geschnittene Nase der Muttergottes überschneidet sich so hart mit der nur im Anschnitt zu sehenden Stupsnase des Christuskindes, dass sie dünn und scharf wie Papier erscheint.
Überhaupt wirkt das Berliner Hauptwerk wie Origami in Marmor, nutzt Donatello doch die von ihm schon beherrschte Linearperspektive, um klaustrophobisch enge Räume so in die Fläche zu stauchen, wie er es gerade braucht, was seinen Reliefs den nur bedingt schmeichelhaften Beinamen „rilievo schiacciato“, „gequetschte Flachbilder“, eintrug. Es handelt sich somit um uneingeschränkt dreidimensionale Plastizität, die im Medium des zweidimensionalen Reliefs stattfindet – eine Zwitterform zwischen Skulptur und Grisaille, also Ton-in-Ton-farbiger Malerei, als wollte er in den Reliefs jede allzu große plastische Erhebung vermeiden, um die Bildhauerei als solche zu erweitern. Und zu Donatellos bewusst gestauchter Perspektive: Von der sogenannten Nullebene des irritierend wolkigen Marmorhintergrunds aus gezählt sind es bis zum hauchfeinen Schleier der Maria, der an seinem unteren Saum zusätzlich noch millimeterdünn überlappt, sieben feinst differenzierte Schichten, die der Bildhauer dem nur wenige Zentimeter dicken Kastenrelief einmeißelt. Nur der Kopf der Mutter überschneidet den Rahmen kräftig.
Immer entgrenzen Donatellos Figuren den eng bemessenen Bildraum oder die Rahmen der Reliefs durch Gesten oder durch schiere körperliche Präsenz. Dabei unterscheidet er die Stofflichkeit jedes einzelnen Bildelements penibel: Der Schleier der Muttergottes wirkt wirklich transparent fein gewoben, Selbst die Brauen des Kindes auf dem schimmernden Babyspeck werden vom Bildhauer anders behandelt als die gezupften Augenbrauen der idealschönen „florentinischen“ Muttergottes mit ihrer feinporigen Haut. Haptik, die mit dem Auge abzutastende Oberflächentextur, beÂdeuÂtete alles für Donatello.
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Ausstellung zu Donatello in der Berliner Gemäldegalerie
Künstler Donatello in Berlin
Der große Rätselsteller
Marmor, Stein und Terrakotta spricht: Eine Berliner Ausstellung zeigt, dass Renaissance auch Unergründlichkeit und nie ganz aufzulösende Spannung bedeutet. Donatello ist der Begründer dieser Formenwelt.
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