Gesellschaft - Alle Karten auf den Tisch - der Vinschger

2022-10-16 23:53:23 By : Mr. Eric Li

Die Südtiroler Landesverwaltung, die Gemeinde, die Separatverwaltung Laas und die Lasa Marmo laden die Bevölkerung der Gemeinde Laas am 4. August zum Informations- und Diskussionsabend ein.

Laas - Wie wird der Marmor in Laas künftig zu Tal gebracht? Bleibt der Betrieb der Schrägbahn weiterhin ausgesetzt? Gibt es alternative Transportszenarien oder bleibt es beim Lkw-Abtransport? Lässt sich die Schrägbahn touristisch nutzen? Werden in Zukunft neue Brüche erschlossen bzw. wiederbelebt? Ist eine endgültige „Streitbeilegung“ mit dem Bruchbetreiber in Göflan in Sicht? Auf diese und weitere Fragen bekam der Vinschger kürzlich bei einer Aussprache mit dem Geschäftsführer der Lasa Marmo, Paul Graf aus der Schweiz, und dem Betriebs- direktor Erich Tscholl vorerst keine konkreten Antworten. „Nicht aber, weil wir etwas zu verbergen haben, sondern weil wir mit der Gemeinde Laas und der Eigenverwaltung Bürgerlicher Nutzungsrechte Laas vereinbart haben, vorerst interne Verhandlungen und Gespräche zu führen und dann bei einem offenen Informations- und Diskussionsabend im Beisein sämtlicher Beteiligten alle Fakten und Karten offen auf den Tisch zu legen“, stimmten Paul Graf und Erich Tscholl überein. 

Der Termin für diese offene Informations- und Diskussionsveranstaltung steht bereits fest. Es ist der 4. August. Ab 18 Uhr werden Vertreter der Lasa Marmo, der Fraktion Laas, der Gemeinde Laas, der Ressorts von Landesrat Arnold Schuler und des Tourismus ihre jeweiligen Standpunkte und Ansichten darlegen. Bei schönem Wetter findet die Veranstaltung im Außenbereich der Lasa Marmo statt, bei schlechtem Wetter in der geräumigen Produktionshalle. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass die Covid-19-Sicherheitsvorgaben eingehalten werden können. Tscholl: „Wir wollen in erster Linie auch die Bevölkerung von Laas offen informieren, was aber nicht bedeutet, dass Zuhörer aus der Nachbargemeinde Schlanders nicht kommen dürfen.“

Als Herzstück der Lasa Marmo und als Mittelpunkt der strategischen Ausrichtung des Unternehmens bezeichnet Paul Graf die Mitarbeiter. Derzeit sind im Weißwasserbruch, im Werk und in der Verwaltung insgesamt 63 Personen beschäftigt.55% des Mitarbeiterstabs stammen aus der Gemeinde Laas, der Rest aus anderen Orten von Kastelbell bis Mals. Die Corona-Krise hat auch der Lasa Marmo zugesetzt. Es wurde sofort nach der staatlich verordneten Betriebsschließung im März eine eigene „Task Force“ (Arbeitsgruppe) eingerichtet. Während zunächst nur wenige Personen mit sicherheitstech- nischen Arbeiten im Bruch beschäftigt werden konnten, wurde Ende April damit begonnen, im Werk in Kleingruppen zu arbeiten. „Derzeit sind wir wieder zu 80 Prozent im Betrieb“, sagte Erich Tscholl am 8. Juli. Paul Graf ist überzeugt, „dass die Bremsspuren der Corona-Krise noch lange nachwirken werden.“ Diese zeige sich u.a. auch an der Auftragslage. In einigen der klassischen Absatzländer der Lasa Marmo habe es gewaltige Wirtschaftseinbrüche gegeben.

Das Credo der Lasa Marmo macht Paul Graf an einem Vergleich fest: „Wir wollen die ganze Kuh verwerten, nicht nur die besten Stücke.“ Das sei auch der Grund dafür, warum man sich bemühe, möglichst alle Blöcke zu verwenden und vor Ort zu veredeln. Das betreffe den berühmten weißen Marmor ebenso wie den geäderten oder andersfarbigen Marmor. Neu ist die Rohplatten-Produktlinie LASA !ndividual®. Auch sogenannte Abfallprodukte werden vermehrt zu Split bzw. Pflastersteinen verarbeitet. Zumal die Lasa Marmo im Vergleich zu anderen Bruchbetreibern in Italien ein Kleinbetrieb ist, „gilt es uns umso mehr, auf höchste Qualität zu setzen, auf die Einzigartigkeiten unseres Steins, auf die lokale Wertschöpfung, auf einen nachhaltigen Abbau und allem auf eine lückenlose Nachvollziehbarkeit unseres Produkts vom Abbau im Stollen bis zur Verarbeitung und Veredelung im Werk,“ so Graf. Überzeugt ist der Geschäftsführer auch davon, „dass wir möglichst große Blöcke zu Tal bringen müssen, denn je größer sie sind, desto vielseitiger werden die Gestaltungsmöglichkeiten für Designer, Architekten und Künstler und desto geringer der Verschnitt und der Anfall an nicht verwertbarem Marmor.“ Als weiteren Kernpunkt der strategischen Ausrichtung der Lasa Marmo nennen Graf und Tscholl die Digitalisierung. Bereits jetzt werden viele Marmorplatten eingescannt und am Computer digitalisiert. Den Kunden werden diese Daten und Darstellungen auf Wunsch übermittelt.

Zu den umsatzstärksten Großaufträgen in den vergangenen 15 Jahren gehörten ein Moschee-Projekt in Abu Dhabi und die Arbeiten für den neuen U-Bahnhof am Ground Zero (World Trade Center Transportation Hub) in New York (rund 40.000 Quadratmeter Laaser Marmor). Von 1949 bis 1952 wurden in Laas Tausende von reinweißen Grabkreuzen und Davidsternen für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen US-Soldaten produziert. Um Grabkreuze, die aus irgendwelchen Gründen beschädigt wurden, zu ersetzen, werden derartige Grabkreuze bis heute in Laas produziert. Ein bisschen stolz ist die Lasa Marmo auch auf zwei ihrer jüngsten Projekte. Einmal die Ausstattung der Eingangslobby des neuen 100 Bishopsgate-Towers in London mit Laaser Marmor, wobei die „Digital Dry Lay“-Methode zur Anwendung kam, und einmal die Wandverkleidung der Eingangsbereiche im Capital Crossing in Washington DC.

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