Antiker Imbiss verrät Fast-Food-Vorlieben der Römer - wissenschaft.de

2022-10-16 05:51:48 By : Ms. Yoyo Cao

Schon zur Römerzeit stillten Menschen ihren Hunger an Imbissbuden. Was an diesen Ständen vor rund 2000 Jahren für Speisen angeboten wurden, verraten nun neue Ausgrabungen an einem solchen Thermopolium in Pompeji. Demnach gab es an dieser Imbissbude gebratene oder geschmorte Entengerichte, aber auch Gerichte mit Schweinefleisch, Fisch oder Ziege. Getrunken wurde dazu Wein, wie die Analysen von Rückständen verraten.

Als im Jahr 79 nach Christus der Vesuv ausbrach, begruben die vom Vulkan ausgeschleuderte Asche und die Glutlawinen auch die antike Stadt Pompeji unter sich und töteten viele ihrer Bewohner, bevor sie fliehen konnten. Unter der dicken Ascheschicht blieben ihre Überreste, aber auch Gebäude, Kunstobjekte und Alltagsgegenstände fast 2000 Jahre lang nahezu unberührt erhalten. Dadurch gibt Pompeji einen einzigartigen Einblick in das Leben und den Alltag der Menschen zur Römerzeit.

Bereits im Jahr 2019 stießen Archäologen bei Ausgrabungen im nördlichen Teil von Pompeji, der sogenannten Region V, auf die gut erhaltenen Ãœberreste eines sogenannten Thermopoliums. Dabei handelt es sich um eine Art Imbissstand, an dem Getränke und warme Gerichte verkauft wurden. Die Speisen wurden dabei in Behältern warmgehalten, die in den Tresen eingelassen waren. „Solche Thermopolien waren in der römischen Welt weitverbreitet, denn es war typisch, das Prandium außer Haus zu sich zu nehmen“, heißt es in einer Erklärung des Archäologischen Parks Pompeji. Als Prandium wurde gemeinhin ein spätes Frühstück oder der Lunch bezeichnet.

Jetzt haben Archäologen weitere Bereiche dieses Thermopoliums freigelegt und dabei neue Einblicke in das Speisenangebot dieser antiken Imbissbude gewonnen. Neben den schon 2019 bekannten Fresken einer Mehrjungfrau auf einem Seepferd und einer Abbildung des Kiosks selbst enthüllen die neuen Ausgrabungen nun eine Seite des Tresens, die offenbar als eine Art Speisekarte fungierte. Denn ihre Fresken zeigen Abbildungen der Tiere, die offenbar in den Speisen enthalten waren. Unter ihnen sind zwei an den Beinen aufgehängte Stockenten und ein Hahn. Ebenfalls abgebildet ist ein Hund an der Leine – er diente möglicherweise als Warnung, ähnlich wie heute die Schilder „Warnung vor dem Hund“.

„Dieses Thermopolium gibt uns nicht nur einen weiteren Einblick in das tägliche Leben in Pompeji, es bietet auch einzigartige Möglichkeiten der Forschung, denn erstmals wurde ein Areal dieses Typs vollständig ausgegraben“, erklärt Massimo Osanna, Interims-Generaldirektor des Archäologischen Parks Pompeji. Das ermöglichte es den Forschern, auch weiterführende Analysen durchzuführen. So haben sie beispielsweise in den im Tresen eingelassenen Essensbehältern aus Terrakotta Speisenrückstände und Knochen gefunden, die erste Aufschlüsse darüber geben, welche Gerichte an diesem Imbiss verkauft wurden. Demnach gab es Speisen mit geschmorter oder gebratener Ente, aber auch Gerichte mit Schweine- und Ziegenfleisch, Fischgerichte und sogar Zubereitungen von Schnecken. Dies bestätigt, dass die vorne auf dem Tresen abgebildeten Tiere tatsächlich als Speisen verkauft wurden.

(Video: Parco archeologico di Pompei)

„Die Funde werden nun im Labor weiter analysiert“, erklärt Osanna. „Vor allem von den Rückständen aus den Terrakotta-Behältern erwarten wir einzigartige Daten, die uns verraten, was genau verkauft wurde und wie die Ernährung der Römer damals aussah.“ Ebenfalls im Thermopolium haben die Archäologen zudem weitere Vorratsbehälter entdeckt, darunter neun Amphoren, eine zweihenkelige Schüssel, zwei Flaschen und einen bauchigen Keramiktopf. In einer der Behälter im Tresen wiesen sie zudem Rückstände von Wein nach, dessen Farbe und Geschmack offenbar durch zerkleinerte Bohnen verfeinert worden war. Die Ausgrabungen ergaben zudem, dass der Boden des Thermopoliums von einem wasserfesten Pflaster aus Terracotta-Fragmenten gemischt mit Marmor bedeckt war. In der Nordwest-Ecke des Thermopoliums lag das Skelett eines kleinen Hundes. Ob dieser dem Besitzer des Imbissstands gehörte oder sich beim Untergang von Pompeji nur zufällig dort aufhielt, ist nicht geklärt.

Quelle: Parco archeologico di Pompei

© damals.de - Nadja Podbregar

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