Neuer Fernseher? Was es beim Kauf zu beachten gibt – und alle IFA-Trends | STERN.de

2022-10-09 19:19:46 By : Ms. Shining Xia

Das Jahr verspricht noch zahlreiche TV-Großereignisse. Mit "House of the Dragon" und "Die Ringe der Macht" laufen gleich zwei Publikumslieblinge bei HBO und Amazon, die Winter-Weltmeisterschaft in der Wüste dürfte für viele Zuschauer ebenfalls lange Abende vor der Mattscheibe bedeuten. Damit die Drachen der Familie Targaryen, die Zwerge in Khazad-dûm und die Spiele in Katar echtes Kinofeeling im Wohnzimmer verbreiten, muss die Technik stimmen.

Auf der Internationalen Funk Ausstellung – kurz IFA – sprach der stern mit verschiedenen Herstellern über die TV-Trends des Jahres und über die besten Geräte für Ihre Lieblingsserien, Sportveranstaltungen und Filme.

Ein Blick auf die IFA lässt vermuten, dass die Schlacht zwischen OLED-Technik und Samsungs QLED-Alternative geschlagen ist. Doch ganz richtig ist das nicht. Korrekt ist: Samsung bietet seit diesem Jahr erstmals auch OLED-Fernseher an, zwei davon nahm der Hersteller mit zur Messe. Das sei aber nicht als Niederlage zu verstehen, betont Samsungs Marketing-Chef Mike Henkelmann gegenüber dem stern. Vielmehr wolle man Kunden die Wahl lassen, die jeweils richtige Technologie für das entsprechende Setting zu finden.

Soll heißen: Wer beispielsweise ein helles Wohnzimmer hat und sich im Fernseher Fenster spiegeln, der sollte laut Samsung weiterhin zu einem QLED – heute "Neo QLED" – greifen. Die Mini-LEDs in den Fernsehern seien heller als vergleichbare OLED-Technik und damit besser geeignet für solche Situationen, erklärt Henkelmann. Wer aber Kinofeeling in einer dunklen Umgebung suche und auf echtes Schwarz nicht verzichten wolle, solle zu den OLED-Modellen greifen, heißt es.

Den Fokus legt Samsung weiterhin unverkennbar auf "Neo QLED", preist die jeweils neuen Modelle, etwa den riesigen "QN100" auch deutlich sichtbarer an, als die beiden OLED-Fernseher in den Größen 55 und 65 Zoll.

Bei den anderen Herstellern ist das Bild eindeutig: OLED gehört zumindest die nahe Zukunft. Sowohl Panasonic als auch LG zeigen auf der IFA riesige neue Modelle mit der Technologie, von mangelnder Helligkeit will man dort nichts wissen – auch wenn Mini-LED Modelle sich dort ebenfalls im Angebot finden lassen.

Besonders stolz ist LG auf den OLED-Fernseher "Evo G2" in 97 Zoll. Das ist, so Gerald Strömer, Marketing-Manager von LG, das größte Panel, dass sich noch wirtschaftlich sinnvoll herstellen lasse. Ob die Anschaffung des Riesen für Endkunden wirtschaftlich Sinn macht, sei dahingestellt. LG rechnet mit einem Verkaufspreis um 30.000 Euro.

Panasonic bleibt mit dem Flaggschiff weit unter dieser Diagonale und setzt eher auf perfekten Ton. Der "LZ2000" bietet demnach nicht nur ein tolles Bild, sondern dank seiner integrierten Soundbar auch Klang, den man von anderen dünnen Fernsehern eher nicht gewohnt ist. Doch der Fernseher kann nicht nur laut, sondern sein Klang lässt sich dank "Beamforming" auch zielgerichtet auf Personen oder Bereiche eines Raumes lenken, sodass Zuschauende individuell unterschiedliche Lautstärken einstellen können oder die Essecke still bleibt, obwohl vor dem Fernseher tosende Action angesagt ist. Preislich startet die Baureihe bei knapp 3000 Euro, der große 77-Zöller schlägt mit etwa 5500 Euro zu Buche.

Apropos Größe: Henkelmann und Strömer sind sich einig. "65 Zoll ist das neue 55 Zoll", heißt es in beiden Gesprächen, ohne vorige Absprache. Sowohl LG als auch Samsung stellen fest, dass der Bedarf an größeren Fernsehern stetig steigt. Auch die Verkaufszahlen der TV-Giganten jenseits der 75 Zoll zögen an, wenn auch niemand hier von einem Massenphänomen spricht. Letzten Endes bleibe der Preis entscheidend, verraten die Experten.

Wichtig zu wissen: Die alten Abstandsregeln gelten nicht mehr. "Die Regel kommt noch aus der DVD-Ära", sagt Strömer. "Die Bildschirme sind inzwischen so scharf, dass man Unschärfe kaum noch erkennt. Oder man sitzt so nah vor dem Display, dass man die Pixel zählen kann und ohnehin nichts mehr von Gesamtbild erkennt."

Gleiches hört man von Samsung. Soll heißen: Solange man den gesamten Fernseher im Blickfeld hat, gibt es "zu groß" eigentlich nicht mehr.

Sollte wirklich kein Platz mehr vorhanden sein, finden sich unter den IFA-Neuheiten clevere Hybrid-Lösungen wie der LG "OLED Flex LX". Dabei handelt es sich um einen kompakten 42-Zoll-OLED-Fernseher mit Superkräften. Der Hersteller sieht das Gerät als PC- und Fernsehbildschirm, der sich explizit auch an Spieler:innen richtet, die das Gerät sowohl für Fernsehabende als auch für ausgedehnte Spielesessions nutzen wollen. 

Um beiden Zwecken gerecht zu werden, lässt sich der Flex-Fernseher auf Knopfdruck in 20 Stufen biegen. Die Krümmung soll bei Spielen dafür sorgen, besser in das Spiel eintauchen zu können und mehr vom Bild aufnehmen zu können. Die sonstigen Leistungen entsprechen ebenfalls eher Gaming-Monitoren als klassischen Fernsehern: Der Fernseher bietet eine spezielle Beschichtung gegen störende Reflexionen, das Bild läuft in 4K-Auflösung mit 120 Hertz und integrierte Lautsprecher und Mikrofone erlauben die Kommunikation mit Mitstreitern.

Der Preis? 3200 Euro. "Das richtet sich damit an wohlhabende Studenten, deren WG nicht viel Platz bietet", erklärt Gerald Strömer. Vorstellbar, dass die Zielgruppe nicht besonders groß ist und LG mit dem "OLED Flex LX" nur zeigen möchte, was möglich ist. Übrigens: "Curved TVs", also ab Werk gebogene Fernseher, kommen nicht zurück. "Das machte nur Sinn für Einzelpersonen", erklärt Strömer. "Sobald Sie mit mehreren Leuten vor dem Bildschirm sitzen, schaut immer einer seitlich in die Krümmung. Der Trend hat sich einfach nicht durchgesetzt."

Ähnlich sieht das übrigens auch noch beim Thema 8K aus. Also der gigantischen Auflösung von 7680 Mal 4320 Pixeln, die seit einigen Jahren als neuer TV-Trend angepriesen wird. Vor den angesprochenen TV-Highlights stellt sich wieder die Frage: "Braucht man das?"

Antwort: "Jein". "Es gibt nach wie vor kaum Inhalte, die nativ mit 8K-Auflösung erstellt worden sind", weiß Strömer von LG. "Dennoch sind die Prozessoren dieser neuen Generation in der Lage, Quellen mit weniger Bildpunkten so scharf hochzurechnen, dass das Bild trotzdem gut aussieht und man den Unterschied kaum sieht." Außerdem, so Strömer, sei 8K zukunftssicher – auch wenn man diese Auflösung vom klassischen Fernsehen nicht erwarten sollte. Lohnt sich also der Aufpreis heute schon? "Selten." 

Man darf dennoch damit rechnen, dass künftige Geräte weiterhin das Prinzip "größer, schneller, weiter" verfolgen dürften. Ob es bei OLED oder QLED bleibt, wird man sehen. Sowohl Samsung als auch LG zeigen auf der IFA auch Geräte mit Micro-LED-Technologie. Dabei handelt es sich, grob gesagt, um mikroskopisch kleine, selbstleuchtende LEDs, die die Vorteile bisheriger Technologien verbinden. Sie sind hell wie ein QLED-Fernseher und können sich abschalten, was den gleichen Schwarz-Effekt hat, wie es beim OLED der Fall ist.

Die Bildschirme sind aus kompakten Elementen zusammengesetzt, können also beliebig skaliert werden. Auf der IFA zeigte LG ein Modell mit 136, Samsung 114 Zoll. Nachteil: Aktuell ist die Technik sehr teuer, verfügbare Geräte kosten schnell sechsstellig. Aktuell also echte Zukunftmusik.

Um zur Eingangsfrage zurückzukommen und den Ausblick abzuschließen: Welche Geräte eignen sich denn nun am besten für das, was dieses Jahr auf Zuschauende wartet? Am besten fahren Sie wohl mit einem Gerät ab 65 Zoll, die Technik sollte OLED oder "Neo QLED" sein. Highend-Geräte mit herausragendem Bild und Ton gibt's für rund 2000 bis 3000 Euro (LG OLED65G29LA , Samsung GQ65S95BAT  oder Samsung GQ65QN800BT (8K)), mit Top-Sound sind es bei Geräten wie dem Panasonic TX-65LZW2004 rund 3500 Euro.

Ebenfalls tolle Ergebnisse dürfen Sie von günstigeren Geräten wie dem Samsung GQ65QN85BAT ab 1450 Euro oder dem LG OLED65A29LA ab 1650 Euro erwarten. Meist sind die Abstriche im Vergleich zur Oberklasse überschaubar, viel Geld lässt sich sparen, wenn Sie auf besondere Fernbedienungskonzepte und optische Highlights an den Geräten verzichten.

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