Mid Century: Schöne Hotels in Paris, Kopenhagen und München

2022-10-17 21:31:21 By : Mr. Kris Zhao

Wer nicht zwischen Louis-XV-Sesseln übernachten möchte, aber auch den oft kühlen modernen Minimalismus nicht mag, wer verspielte Dekorationen als kitschig empfindet und geradliniges Mobiliar als phantasielos, der dürfte sich in Räumen im Mid-Century-Stil wohlfühlen. Die klaren Formen, geometrisch geschwungenen Linien, leuchtenden Farben sowie interessanten Texturen und Muster gelten als die amerikanische Interpretation des europäischen Bauhaus und des Internationalen Stils.

Das unverwechselbare Design wurde in den 1920er Jahren erfunden, erlebte seine Blütezeit in den 1940er Jahren und entwickelte sich bis Mitte der 1960er Jahre weiter. Danach schien es mit dem Glauben an «form follows function» vorbei zu sein, doch heute erlebt diese Ästhetik ein Revival: Viele Interior-Designer greifen den Look auf. Bevor man sich zu Hause entsprechend trendbewusst einrichtet, kann man ein paar Tage zur Probe wohnen – in diesen coolen City-Hotels.

Es verwundert nicht, dass gerade die Dänen ein Mid-Century-Musterbeispiel geschaffen haben. Das zentral gelegene Hotel Alexandra wirkt wie eine Zeitkapsel, gerade so, als habe jemand die Seiten eines Lehrbuchs über dänisches Design aus der Mitte des Jahrhunderts in einen 3-D-Drucker gesteckt. Das Resultat sind Räume, die als Hommage an die grossen Namen des dänischen Designs verstanden werden dürfen: Arne Jacobsen, Hans Wegner, Finn Juhl und andere.

Hinter dem Ganzen steht die Leidenschaft der Inhaber-Familie: «Die Liebe für dänisches Mid-Century-Design stammt von meinem Grossvater, der Maler und Ausstellungsleiter in unserem berühmten Louisiana Museum war», erzählt General Manager Jeppe Mühlhausen. Die «Alexandra»-Story begann mit einem einzigen Möbelstück von Kaare Klints und gipfelt in einem Hotel, das von Kopf bis Fuss mit Objekten aus den 1950er und 1960er Jahren eingerichtet ist: In der Lobby kann man auf Vintage-Sesseln und -Sofas entspannen, in der Sammlung von Designbüchern und -magazinen stöbern und ein Vinyl-Album auf den Plattenspieler legen.

Die 61 Zimmer sind alle unterschiedlich im klaren Look des Mid-Century-Stils gestaltet, sogar die Telefone, Fernsehen, Wasserkocher und Badezimmer passen dazu. Wer Fragen hat, kann sich vertrauensvoll an die Hotelmitarbeiter wenden: Sie wurden geschult, damit sie die Geschichten hinter jedem Stück erklären können – was den Aufenthalt im Hotel Alexandra nicht nur freundlich und angenehm macht, sondern auch zu einem Intensivkurs in dänischem Design.

Hotel Alexandra, H. C. Andersens Blvd. 8, 1553 Kopenhagen, DZ ab 97 Euro.

Im eher unauffälligen Münchner Westend fällt – vor allem am Abend – zunächst die Einfahrt des Hotels auf: Ein Schwarm von über 2000 Glühbirnen säumt die Decke der Porte Cochère, dahinter ist durch ein wandhohes Fenster die offene Küche des japanisch-peruanischen Restaurants Izakaya zu sehen.

Die wirklich gute Küche ist ein Grund, weswegen viele Gäste kommen – vor allem Einheimische. Gäste von ausserhalb wegen der tollen Einrichtung: Das Amsterdamer Designstudio Concrete schuf mit einer dunklen Farbpalette, komplett schwarzen Fluren, viel Messing, Holz, Marmor und Stein sowie üppige Texturen von Samt bis Leder eine coole Optik in schönstem Mid-Century-Stil.

In der glamourösen Lobby mit übergrossem, gold-glänzendem Kamin und einem Empfangstresen aus edlem «vert de Rajastan»-Stein stehen tiefe Ledersofas, schön geschwungene Sessel, Marmor-Couchtische und jede Menge Nippes wie etwa hohe Bonbongläser zur Selbstbedienung.

Die 280 edel ausgestatteten Zimmer und Suiten des zu Marriott’s schicken Autograph Collection gehörenden Hotels punkten mit eleganten Hölzern, dunklem Marmor, erdigen Tönen mit glänzend kontrastierenden Kupferelementen, verspiegelten Badezimmern sowie viel hochwertiger Kunst an den Wänden. Dazu: tolles Spa mit einem infinity Jacuzzi mit Kinoleinwand und die Speakeasy-Bar Hidden Room, bekannt für köstliche Cocktails und wilde Partys.

Hotel Roomers, Landsberger Str. 68, 80339 München, DZ ab 174 Euro.

Als das Hotel 2008 zwischen wilden Graffiti und Cafés mit Rote-Bete-Latte in einer ehemaligen viktorianischen Druckerei im hippen Stadtteil Shoreditch eröffnet wurde, war die Aufmerksamkeit gross, denn hinter dem kreativen, sorgfältig kuratierten Projekt standen die Einrichtungslegenden Sir Terence und Vicki Conran und Peter Prescott (Prescott & Conran). Architektur und Design stehen im Mittelpunkt dieses Hotels und präsentieren sich als eine Hommage an die Meister des Mid-Century-Designs, die Conrans Karriere beeinflusst haben: Charles und Ray Eames, Josef Hoffmann, Le Corbusier und Mies van der Rohe.

Jedes der 17 Zimmer und Suiten ist anders gestaltet und reflektiert den Stil dieser Design-Ikonen. Das Charles und Ray Eames gewidmete Eckzimmer etwa glänzt mit einem original erhaltenen Lounge-Sessel und einer Ottomane des Paars. Das breite Bett wird von einem «House of Cards»-Kopfteil eingerahmt – einem der berühmtesten Entwürfe von Eames. Auch das Eileen-Gray-Zimmer mit seinem weissen Bibendum-Ledersessel und dem Blue-Marine-Kopfteil ist der wahr gewordene Traum eines jeden Modernisten. Alle Gästeräume befinden sich über dem hauseigenen Delikatessen-Café, der Bar und dem Lebensmittelladen The Albion und unter der angesagten Dachterrasse mit Bar und Grill.

Boundary Hotel, 2-4 Boundary St, London E2 7DD, DZ ab 196 Pfund.

Die ehemalige US-Botschaft der lettischen Kapitale wurde kürzlich in ein Hotel verwandelt und widerspiegelt mit seiner unbekümmerten Mischung aus Jugendstil, Mid-Century-Modern und zeitgenössischen Akzenten die Geschichte des Hauses. Hinter der ganz in Schwarz gestrichenen Fassade des in den 1930er Jahren errichteten Gebäudes verbergen sich Räume mit restaurierten Stuckleisten und Parkettböden, hölzernen Wandverkleidungen und geschwungenen Möbeln. Dunkle Farben, üppige Texturen und edle Materialien wie Marmor, Messing und Holz verleihen den Räumen ein Gefühl von gediegener Eleganz, ohne jedoch schwer und behäbig zu wirken.

Das A22 ist ein echtes Boutique-Hotel mit nur 20 massgeschneiderten Gästezimmern und Suiten, einem Fine-Dining-Restaurant («John») mit 40 Plätzen und einer schicken Cocktailbar («Jackie») – so benannt in Erinnerung eines Besuchs von JFK im fernen 1939 –, einem voll ausgestatteten Fitnessstudio, einem intimen Spa und einem Veranstaltungsraum. Es steht im Herzen von Rigas Botschaftsviertel, dem sogenannten «Quiet Centre», direkt neben der ältesten Grünanlage der Stadt, dem Viestura-Park. ,

Hotel A22, Ausekļa iela 22, Centra rajons, Rīga, LV-1010, DZ ab 158 Euro.

Obwohl das Gebäude keinerlei Mid-Century-Architekturelemente aufweist – es stammt aus den 1980er Jahren –, wurde das 32-Zimmer-Hotel von seiner Besitzerin, der ehemaligen Moderedaktorin Vanessa Scoffier, mit skandinavischen Mid-Century-Objekten umgestaltet. «Ich habe über ein Jahr lang Antiquitätenmärkte durchforstet, um die perfekten Vintage-Stücke zu finden», erzählt sie.

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Das hat sich gelohnt: Seit seiner Eröffnung hat das Hotel Henriette viel Beachtung gefunden und wurde schnell zu einer Lieblingsadresse für alle Einrichtungsfanatiker! Jedes Zimmer hat seinen eigenen Stil, aber eine ähnliche Leitlinie, die aus der Kombination von Vintage-, modernen und skandinavischen Akzenten entsteht: bunt gemusterte Tapeten, kräftige Farben und geometrische Muster, schlicht-schönes Holzmobiliar, als Vasen verwendete Emaillekrüge.

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Das Hotel befindet sich im Herzen des Pariser Rive Gauche in einer kleinen, ruhigen kopfsteingepflasterten Strasse unweit der berühmten Rue Mouffetard. Ein Restaurant gibt es nicht, aber einen hübschen Frühstücksraum und einen romantischen Patio, der bei geeignetem Wetter ebenfalls für das Petit Déjeuner genutzt wird.

Hotel Henriette Rive Gauche, 9 Rue des Gobelins, 75013 Paris, DZ ab 119 Euro.

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